Monte Astu, die Tour der langen Hosen

Wer in Lama wohnt, muss natürlich auch die Tour auf den Monte Astu machen, die in Lama beginnt. Das war schon bei der Buchung klar. Heute starteten wir deshalb gleich am Haus, Lama lag noch im Schatten. Durch die alten Gassen gelangten wir gut markiert hinaus aus dem Dorf, bald lag uns der Ort zu Füßen. Im Schatten folgten wir den Weg nach oben. Die Aussicht war schon hier wunderschön, im Westen grüßte der Monte Padro, nach Norden der Strand bei Ostriconi. Der Weg war nicht zu übersehen, irgendwann war ein Abzweig des örtlichen Rundweges markiert. Vorbei an einer Quelle ging es steil aufwärts, der Weg schien ein alter Verbindungsweg zu sein, teilweise durch seitliche Mauern gesäumt. Vor einem kleinen Rücken hatten wir noch einmal einen beeindruckenden Tiefblick nach Lama, dann knickte der Weg in östlicher Richtung weg. Wir sahen nun das Tal der T30 bis zum Pass hoch bei Pietralba, und in den korsischen Bergen den Monte Rotondo. Der Weg wurde flacher und sonniger, bald kamen wir an einigen Esskastanien vorbei. Schließlich erreichten wir unser erstes Ziel, das Refuge du Prunincu auf über 1000 Metern – die Hälfte des Aufstieges war geschafft.

In den Wanderkarten achteten wir auch auf die Klassifizierung, der folgende Weg war T3 ausgezeichnet, so schwer erschien er uns nicht. Es wurde steiler, bald aber auch wieder flacher und immer gut markiert. Jetzt gab es zunehmend diese fenchelartigen Sträuchern (Peucedanum paniculatum), vor denen auf verschiedenen Schildern zu Beginn der Tour und auch an der Touristeninformation – wie auch im Web – gewarnt wird. Man sollte Hautkontakt mit ihnen vermeiden, genau aus diesem Grund trugen wir heute lange Wanderhosen. Vorbei an einigen gemütlichen Kühen erreichten wir nach 4,5 Stunden angenehmen Wanderns den Gipfelaufbau. Hier führte der Weg steil am Felsen hinauf, übermarkiert und mit Ketten gesichert. Gefährlich, oder ausgesetzt war es kaum, aber ohne diese wäre es auf dieser Südwestseite schwierig geworden, in Klettern ausgeartet. Die Sicht war stark verbesserungsfähig, der Gipfel von Wolken eingehüllt, die nur sporadisch Ausblicke zuließen.

Es war kalt in den Wolken, so war der Aufenthalt kurz. Zurück wie gekommen. Nicht ganz. Vier Schweizer Bergwanderer machten sich nach Nordosten auf den Abstieg, der bequem auf einem Weg um die Nordseite des Gipfels herum nach unten führt. Diese Information wäre unserem Rother Wanderführer auch gut aufgehoben gewesen – zumindest für alle, die nicht so gerne an Ketten klettern. Ohne die geht es eben auch auf den Gipfel. Lesson learned. Vorbei an den Kühen, sie hatten mittlerweile auch den Weg entdeckt, zog der Weg wieder angenehm nach unten. Nicht zu verfehlen. Die Aussicht besserte sich zusehens, wir kamen wieder raus aus den Wolken. Kurz nach dem Refugio entdeckten wir in dem Kastanienwäldchen wilde Brombeeren – und ließen sie uns gut schmecken. Botanisch war nicht mehr viel los, Gänseblümchen sind dann eben auch recht fotogen, an die Alpenveilchen hatten wir uns schon gewöhnt, es gibt sie wirklich überall hier. Bald waren wir wieder auf dem alten, teils noch gepflasterten Weg, unter uns sahen wir schon unseren Ferienort.

Kurz vor dem Ort begegneten wir noch einem Paar, das in der Abendsonne auf dem Rundweg um Lama unterwegs war, sicherlich auch schön. Für uns war das heute eine wunderschöne Wanderung, ja wirklich eine der besten auf der Insel. Sicher, die Sicht hätte oben besser sein können. Doch die Wolken hatten auch ihren Charme, und wir kennen die Insel ja doch recht gut, hatten schon oft grandiose Ausblicke, da ist etwas Abwechslung gut. Wir genossen jedenfalls sie letzten Meter durch den Ort hinunter in unser Domizil. Am Abend hatten wir uns die Einkehr ins La Paillote an der T30 Richtung Ponte Leccia verdient. Es war wieder Spitze.

Morgen gehen wir es wieder ruhiger an, wir wollen zu wieder in die Balagne, unter anderem zwei Genuesenbrücken besichtigen.