Abzocke in Italien -Pedemontana

Die Autobahnen in Italien kosten Maut, dafür sind Mautstellen vorhanden, an denen man bezahlt. Das ist bekannt. All meinen Bekannten – und nicht nur denen – unbekannt ist eine Masche des italienischen Staates, bei der unter Umständen ohne Wissen des Fahrers eine Maut fällig wird.

Wir fuhren auf der Rückfahrt von Livorno auf Straße Richtung Varese, dichter Verkehr, plötzlich ein auffälliges Schild an der Straße. Alles italienisch – nur eine Zeile in Englisch. Glücklicherweise fuhr die weltbeste Gattin und ich hatte Zeit. Auf dem Schild, was sie für ein Baustellenschild oder eine touristische Infotafel hielt, konnte ich lesen „payment within 15 days“. Ich hatte den Fotoapparat noch in der Hand, und da ich nun aufmerksam war, sah ich das Schild später ein weiteres Mal und konnte es ablichten. Hier stand etwas von „pedemontana.com„. Zu Hause sah ich nach. Es handelt sich um drei Strecken in der Lombardei, bei denen man am Anfang und Ende einer Strecke fotografiert wird. Was für die Italiener mit ihrem Telepass kein Problem ist, stellt für Ausländer sehr wohl ein Problem dar. Man ist dort ja nicht angemeldet und wer hat dann schon so ein Gerät? Im Übrigen wird die Funktion für Telepass in diesem pedemontana-Bereich in den untengenannten Foren als unzuverlässig beschrieben.

Wenn man die ganze Masche überhaupt erkennt, sollte man sich auf der Website anmelden, eine E-Mail und ein Passwort vergeben. Man bekommt eine Bestätigungsmail – alles italienisch, versteht sich. Anschließend gibt man das Kennzeichen und die Kreditkartendaten ein. Wie das Kennzeichen einzugeben ist, das erfährt man auf einer Schweizer Seite: ohne Leerzeichen, nur nach dem Ortskürzel ein Bindestrich. Die Alternative, also das Zahlen vor Ort bei verschiedenen Zahlstellen an den Strecken entfiel für uns, wir kannten das System ja nicht. Die Bewertungen für dieses Free Flow sind desaströs – staatliche Abzocke eben. Nachdem wir das Kennzeichen und Kreditkartendatei korrekt eingegeben hatten, erhielten wir die Kosten angezeigt, es waren in unserem Fall 1,47 €. Bestätigung geklickt und es war bezahlt.

Hier ist das Ganze nochmal brillant erläutert, für alle die Vernünftigen, die immer noch sagen, das kann doch nicht sein!

Angemerkt sei folgendes: Erkennt man die Masche nicht – und wir sind uns immer noch nicht klar, ob wir auf der Hinfahrt auf einer solchen Strecke fuhren – schließlich war das schon länger als 15 Tage her, und damit nicht mehr verfügbar – so kommt ein Mahnbrief. Wie hoch die Mahngebühren sein werden, ist etwas unklar.

Aber immerhin werben sie in ihren FAQ damit, dass sie bis zu 338 € nehmen, wenn man nicht zahlt – es ist dann Mautprellerei. 2 Punkte im italienischen Verkehrsregister gibt es obendrein!

It should furthermore be noted that, in accordance with Article 176, paragraph 11 of the Highway Code, the omission to pay the toll likewise entails the application of an administrative penalty for an amount ranging from EUR 85.00 to EUR 338.00 (Article 176, paragraph 21 of the Highway Code) and that, for the same infringement, a subtraction of 2 points from the driver’s license is additionally envisaged (Article 126-bis of the Highway Code).

Bei all den Recherchen ist mir noch eine Sache aufgestoßen. Wenn die Schranken an den Mautstellen aufgehen, geöffnet sind und man hat nicht gezahlt, so muss man innerhalb 24 Stunden an einer Tankstelle zahlen – sonst gilt das als Mautprellerei und es werden obige 338 € fällig! Auch das ist eine böse Falle.

Nachtrag: Mitte Mai erhielten wir Post aus Italien, ohne Einschreiben! Zu zahlen waren die 1,34 € Maut und 9,65 € Verwaltungsgebühren – sofort bezahlt. Mit einem blauen Auge davongekommen. Das Geschmäckle von Abzocke bleibt. Wir nehmen dennoch die Erkenntnisse mit der offenen Schranke bei der Mautstation mit – das kann richtig ärgerlich werden.