Regentage

So zeitig im Jahr in Korsika zu sein, hat den Vorteil, dass Wasserfälle noch richtig Wasser führen, hier der mit 150m höchste Wasserfall, der Voile de la Mariee, der Brautschleierwasserfall im Hoch Gravona. Aber das Wasser kommt natürlich vom Regen, und den hatten wir mehr als uns lieb war, verbunden mit miesen Temperaturen.

An einem Regentag fuhren wir mit dem Auto die Küste hoch bis Porto und dann über den Col de verde hinunter nach Corte. Auf der anderen Seite war das Wetter aber nicht viel besser. Also über Corte zurück und noch einiges einkaufen. Am folgenden Tag blieb es bei der Fahrt zum Bäcker.

Die Wolken hingen einen weiteren Tag tief, nicht nur in Villanova. Aber gibt es denn keinen Ort, den man bei solchem Wetter besichtigen kann? Oh doch. Das düstere Wetter gab uns hier in Sarte umgeben von hohen dunklen Mauern das Gefühl, dass die Vandetta jederzeit wieder beginnen kann. Und auch ein Denkmal für Pasquale Paoli, dem „Babbu di a patria“, (Vater des Vaterlandes) fehlt nicht in Sarte, der korsischsten aller korsischen Städte. Bei Regenwetter ist diese Stadt mit ihren abweisenden, mystischen Mauern wirklich allererste Wahl, nicht nur da, aber da besonders!

„Unsere Verwaltung muss einem Haus aus Kristall gleichen. Jede Dunkelheit fördert nur die Willkür und muss das Misstrauen der Bevölkerung schüren.“

Paoli, 1764

Dann machte das schlechte Wetter doch tatsächlich zwei Tage Pause, wir waren an den Granitklippen am Capu Rosso und auf dem Monte Sant’Eliseo oberhalb vom Crenosee.

Tags darauf war das Wetter, sagen wir mal, durchwachsen. An Wandern war wegen der ständigen Schauer nicht zu denken. Also stand eine Autotour an, diesmal in die Alta Rocca. Wir besichtigten eine restaurierte Mühle bei Serra di Scopamene, in der einst Öl und Mehl gemahlen worden, staunten über ein Haus an einer Brücke und waren erstaunt, was alles unter befahrbarer Straße läuft. Und die Schweine mussten auch gefüttert werden, es war einiges übrig. Das bietet sich in Korsika immer an. Man sieht die Schweine überall und sie fressen auch gerne mal was anderes als Kastanien.
Die Rückfahrt wurde noch sehr interessant. Beiderseits des Col de Sorba war Nebel – richtiger Nebel – wir konnten kaum die Mittellinie sehen, geschweige denn Gegenverkehr. Der abendliche Ausblick oben auf dem Pass entschädigte ein wenig.

Ajaccio besuchten wir auch – nicht nur wir, aber es war Gewürzmarkt. Dieser Markt ist unbedingt sehenswert, war sehr interessant. Für die Besichtigung der Stadt selbst war das Wetter wenig geeignet, vielleicht holen wir das nochmal nach.

Nach der kurzen Wanderung zum Pisco di Gallo und der Besichtigung der torreanischen Kastelle gab es wieder einen Regentag. Wir waren nochmal an der neuen Straßenbrücke neben dem Eifelviadukt zwischen Venaco und Vivario.

Die Flüsse führten durch den vielen Regen schon gut Wasser. Es kamen auch Wassermassen an Stellen, an denen sonst kein Wasser zu erwarten war. Wir hatten schon über eine Abreise nachgedacht, aber das schlechte Wetter lag über ganz Südeuropa.