Bocca di Stagnu

Heute ging es ins Haut Asco, bis zur Skistation auf gut 1400 m Höhe. Auch deshalb wählten wir einen frühen Termin, in den nächsten Tagen sollte es etwas abkühlen. Allein die Anfahrt ist überwältigend, man kann sich nicht sattsehen. 27 Kilometer stehen am Wegweiser an der T30 bei Ponte Leccia – 27 traumhafte Kilometer. Wir aber konnten heute nicht fotografieren, nur sehen. Schließlich wollten wir zeitig starten. Zeitig, das war nach dem Frühstück in der Ferienwohnung und der einstündigen Anfahrt so gegen 10Uhr. Am – außerhalb der Saison – kostenfreien Parkplatz stürzten wir uns in unsere Bergschuhe, dann ging es los. Hinter dem Hotel Le-Chalet, wanderten wir auf dem GR20 Richtung Westen. Vorbei an (noch) unbelegten Zelten führte der Weg steil aufwärts, über Wurzeln und große Steine. Die uralten Kiefern um uns herum waren schon eine Augenweide, sonst gab es aber kaum noch Pflanzen, die hier oben wachsen. Auf die Wegführung mussten wir kaum achten, der GR20 ist fast schon zu viel markiert, der Weg ja ohnehin nicht zu verfehlen. Einige Tausend Wanderer im Jahr sorgen für gut ausgetretene Trittspuren. Der Blick reichte ins Asco-Tal, bald dann auch auf das mächtige, gegenüberliegende Cinto-Massiv. Dort entdeckten wir sogar noch ein Schneefeld.

Nach einer Stunde waren die Bäume dann plötzlich weg, das Terrain wurde felsiger. Es wurde schlichtweg Kletterei – es war ja auch ein T4-Wanderweg. Nach einer ersten Rinne erreichten wir ein Plateau. Von hier konnten wir den weiteren Weg hoch zur Scharte erkennen. Es waren viele Wanderer unterwegs, natürlich fast alle in der Gegenrichtung. Der GR20 wird ja auch von Nord nach Süd begangen. Allerdings störten die uns kaum, wir nutzten die Verschnaufpausen gerne. Und die Griffe zum Festhalten mussten wir ja auch erst suchen. Im Übrigen verlaufen meist mehrere Spuren parallel, nur an einigen Schlüsselstellen mussten wir mal warten. Nach 3 Stunden waren wir an der Bocca di Stagnu, laut Tafel 2003 m hoch – was auch eher dem eigenen GPS entspricht als die Angabe im Wanderbüchlein. Der Weg war T4 klassifiziert, zu Recht – ich hatte meinen Fotoapparat weggepackt, das passiert selten. Wir waren ziemlich geschafft, nun Rast.

Anschließend versuchten wir es ein wenig in Richtung A Muvrella. Der Weg durch den Hang war anfangs gut sichtbar und brillant zu laufen, aber nur mit Steinmännchen markiert, und diese gab es vor den Felsen fast in alle Richtungen. Die im Rother Wanderführer genannten blass – türkisen Markierungen waren nicht zu finden. Weiter schrieb dieser davon, dass der Weg die Felsbarrieren nach links umgeht, was in der Praxis aber nicht sein konnte, an den Felsen war links kein Durchkommen. Der GPS-Track bestand ferner aus viel zu wenigen Punkten, die nicht zum Gipfel führten. Schade, gerade da hätten wir uns mehr aus dem Buch gewünscht. Aber wir waren nach dem Aufstieg auch echt fertig, so beließen wir es bei einigen Bildern von weiter oben – schließlich waren wir auf etwa 2100 m und machten uns dann auf den Abstieg.

Zurück wie gekommen. Wir hatten es uns schwieriger vorgestellt. Eine kritische Stelle, eine Rinne hatten wir uns gemerkt und alles andere war gut machbar. Nach 2,5 Stunden Abstieg waren wir wieder unten. Eine herrliche Tour. Gelernt haben wir, dass der Abstieg auch auf T4-Wegen einfacher als gedacht ist. Aufgefallen ist uns hier, dass es sehr viele Pfade gab, die parallel liefen, ist vielleicht den Menschenmassen im Sommer geschuldet. Die GR20-Wanderer machten diesen Abstieg mit viel Gepäck – Respekt!

Am Ende waren es 4,75 km mit etwa 700 Höhenmetern. Wir waren 8 Stunden unterwegs, inklusive einiger Pausen – T4 eben. Die Zeit für den Aufstieg zur Bocca 3,5 Stunden, der Abstieg war in 2,5 Stunden gemacht, einschließlich Pausen. Künftig schauen wir betreffs der Klassifizierung der Wege sicher genauer in die Karten. Auf jeden Fall eine empfehlenswerte, lohnenswerte Tour!

Am Abend gab es Pizza per emporter aus Ponte Leccio, dazu Rotwein auf unserer Terrasse, mehr war heute nicht mehr. Morgen soll es regnen, dann etwas kühler werden. Übermorgen geht es dann auf den Hausberg von Calvi – da ist es dann temperaturmäßig angenehmer.