Schon oft sind wir an den auffälligen Burgen vorbeigefahren, immer mit dem Versprechen, sie einmal zu erwandern. Heute war „einmal“und obwohl es zeitig im Jahr war, hatten wir so an die 25 °C, die Bäume wurden schon grün. Start unserer Wanderung war in Mühlberg, kurz hinter Erfurt. Das Auto auf dem Parkplatz in der Dorfmitte abgestellt und schon konnte der Aufstieg zur ersten und ältesten der drei Burgen, zur Mühlburg beginnen. Kurz durchs Dorf und dann einer weiß-blau-weißen Markierung folgend aufwärts. 90 Höhenmeter später hatten wir die Mühlburg, die bereits im Jahre 704 erstmals erwähnt wurde, erreicht. Die 2,50 € Eintritt waren es wert, eine kleine Ausstellung und der Aufstieg vom Turm waren inbegriffen, auch ein Imbiss ist vorhanden. Nach ausgiebigem Genuss der Rundumsicht verließen wir die Burg und statteten der romanischen Radegundis-Kapelle noch einen Besuch ab. Die Kapelle wurde 1332 erstmals urkundlich erwähnt. Es sind nur Reste erhalten, die 1932/33 ausgegraben wurden.
Unser weiterer Weg – der Lutherweg führte uns auf der Schlossleite nach Osten, wobei wir dem Kamm des Höhenzuges folgten. Zahlreiche Grenzsteine mit dem Mainzer Rad und der 1777 säumten diesen Weg. Die Jahreszahl erinnert an den Besuch des Landesherren Karl-Friedrich Joseph von Erthal in Erfurt und Mühltal, einem als human und mild geltenden Landesherren. Botanisch war einiges für uns Neues zu sehen und auch landschaftlich war dies das schönste Stück des heutigen Tages. Am Ende der Schlossleite bogen wir in ein Tal ab und folgten dann dem Weg aufwärts zur Wachsenburg. Um nicht beide Male den gut begangenen Aufstiegsweg zu nehmen, folgten wir einem schmalen Pfad durch herrlichen Kiefernwald Richtung Holzhausen und erreichten so bald von der Rückseite den Eingang zur Burg. Für stattliche 5 € /Person wurden wir hier eingelassen. Im Inneren der Burg gab es Bewirtung, also zwei halbe Liter Krombacher alkoholfrei bestellt und zwei 0,33l Bitburger zumindest auch alkoholfrei bekommen. 9 € für 2 kleine Bier – lächeln. Von den 3 Burgen war die Wachsenburg die am besten Erhaltendste. Sie stammt wohl aus dem 10. Jahrhundert, wurde 1651 wiederaufgebaut und 1966-70 aufwendig restauriert, was in einer Ausstellung im Turm sehr schön dokumentiert ist. So fand sich dann auch nach der Wende sehr schnell ein Käufer. Wir besichtigten dann noch ein wenig die Burg, die neben dem gut ausgebauten Folterkeller noch weitere Einblicke in verschiedene Räume zu bieten hat. Die Aussicht vom Turm war erwartungsgemäß ähnlich dem auf der Mühlburg.
Wir verließen dann die Veste, folgten diesmal dem Hauptweg nach unten. Nördlich des Weges waren die Badlands zu sehen, nährstoffarme, steppenartige Südhänge, die hier und an der Gleichenburg zu finden sind – eine Seltenheit in unseren Breiten. Wir wollten dann noch zu einem weiteren geologischen Highlight, dem Alabasterbruch. Unser Weg verlief am unteren Rand des Trockengebietes, mit Blick auf die Gleichenburg, noch einige Meter in einem schönen Kiefernwald. Er folgte dann aber einem schnurgeraden, teils sogar asphaltierten Weg, der schließlich als Radweg die Autobahn unterquerte und Freudenthal erreichte – ein etwas eintöniger und heute vor allem recht warmer Abschnitt. Von Norden her gelangten wir auf die dritte Burg der Drei Gleichen. Der Name stammt übrigens von „glich“ für Felsen im Keltischen. Die Burg Gleichen wurde 1089 erstmals erwähnt. Der Legende nach durfte der Graf von Gleichen mit päpstlicher Erlaubnis eine zweite, muslimische Sultanstochter heiraten, die ihm zur Flucht aus der Gefangenschaft in den Kreuzzügen verholfen und zum Christentum gewechselt war. Eine Grabplatte im Erfurter Dom zeigt dann den Grafen auch von zwei Frauen flankiert. Wie die anderen beiden Burgen brannte auch diese Burg am 31. Mai 1231 durch Kugelblitzeinschlag – dem „Dreinschlag“ so jedenfalls die Erzählung.
Der Rückweg war unspektakulär. Auf dem Gustav-Freytag-Weg unter der Autobahn durch, dann zurück zum Auto in Mühlberg. Ach so – an der Tankstelle am Ortseingang zog uns ein Thüringer Bratwurstgrill in seinen Bann. Für 9,60 € bekamen wir hier zwei Bier und zwei Roster, allerdings nicht in einem Hotelrestaurant, sondern in einer traditionellen Rosterbude – wunderbar! Wir waren 7 Stunden unterwegs gewesen, die vielen Besichtigungen – alle Burgtürme wollten erklommen sein, auch die eine oder andere Pause. Und vieles gibt es hier noch zu entdecken.
Zu dieser Wanderung gibt es sehr viel Informationsmaterial, es ist beispielsweise hier zu finden. Auf dieser Seite können auch die vor Ort erhältlichen, sehr informative Flyer heruntergeladen werden – sehr schön gemacht! Vielleicht kommen wir nochmal hierher. Die Burgen waren sehr interessant, zu besichtigen übrigens von April – Oktober. Es gibt aber in der Umgebung weitere, oft geologische Highlight, die einen Besuch durchaus lohnen. Die Georoute 3 – die Burgenroute – hat eine Gesamtlänge von 31 km, da ist sicher noch einiges Interessantes dabei.